Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist weltweit einer der häufigsten Erreger von Atemwegsinfektionen. Besonders gefährlich ist es für Säuglinge, ältere Erwachsene und Menschen mit chronischen Vorerkrankungen. Seit kurzem stehen erstmals Impfstoffe gegen RSV zur Verfügung – ein wichtiger Fortschritt in der Prävention schwerer Atemwegserkrankungen.
Was ist RSV?
- Ein weit verbreitetes Virus, das meist im Winter zirkuliert
- Typische Symptome: Husten, Schnupfen, Fieber – ähnlich einer Grippe oder Erkältung
- Bei Risikogruppen kann es zu schwerer Bronchiolitis, Lungenentzündung und Krankenhausaufenthalten führen
- Schätzungen: weltweit mehrere Millionen Krankenhausaufenthalte und hunderttausende Todesfälle pro Jahr
Wer ist besonders gefährdet?
- Säuglinge < 6 Monate (hohes Risiko für Atemnot, Krankenhausaufnahme)
- Frühgeborene oder Kinder mit Herz- oder Lungenerkrankungen
- Ältere Erwachsene (≥ 60 Jahre)
- Menschen mit chronischen Herz-, Lungen- oder Immunschwäche-Erkrankungen
Die neuen Impfstoffe
Seit 2023 sind in Europa mehrere RSV-Impfstoffe zugelassen:
- Arexvy® (GSK) – für Erwachsene ≥ 60 Jahre
- Abrysvo® (Pfizer) – für Erwachsene ≥ 60 Jahre und Schwangere (zum Schutz des Neugeborenen)
- Nirsevimab® (Sanofi/AstraZeneca) – ein monoklonaler Antikörper, kein klassischer Impfstoff, für Neugeborene und Säuglinge (passiver Schutz)
Sinnhaftigkeit der Impfung
- Reduktion schwerer Verläufe
Studien zeigen, dass die Impfung das Risiko für schwere Atemwegsinfektionen bei älteren Erwachsenen und Risikopatienten deutlich senkt. - Schutz der Kleinsten
Da Säuglinge erst im Alter von einigen Monaten selbst geimpft werden könnten, setzt man auf den Nestschutz durch Impfung der Mutter in der Schwangerschaft oder auf passive Immunisierung durch Nirsevimab. - Entlastung des Gesundheitssystems
RSV-Wellen führen regelmäßig zu einer starken Belastung von Kinderkliniken und Intensivstationen. Prävention durch Impfung könnte hier entscheidend helfen.
Aktuelle Empfehlungen (Deutschland, Stand 2025)
- STIKO-Empfehlung (2024/25):
- Impfung mit RSV-Impfstoff für Erwachsene ab 60 Jahren nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung.
- Passiver Schutz (Nirsevimab) für Neugeborene vor Beginn der RSV-Saison empfohlen.
- Schwangerenimpfung (Abrysvo® im 2. oder 3. Trimester) wird in Deutschland noch geprüft, in anderen Ländern (z. B. USA, UK) bereits empfohlen.
Nebenwirkungen
- Meist mild: Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen
- Selten: Fieber oder grippeähnliche Symptome
- Bisher keine schweren Sicherheitsbedenken in den Zulassungsstudien
Fazit
Die RSV-Impfung ist ein bedeutender Fortschritt im Infektionsschutz. Besonders profitieren:
- Säuglinge (durch passiven Schutz oder Impfung der Mutter)
- Ältere Erwachsene ab 60 Jahren
- Menschen mit chronischen Erkrankungen
Während gesunde Kinder und jüngere Erwachsene in der Regel keine Impfung benötigen, kann die gezielte Immunisierung vulnerabler Gruppen schwere Krankheitsverläufe und Krankenhausaufenthalte wirksam verhindern.
Literatur
- Robert Koch-Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin 46/2023: Empfehlungen der STIKO zur RSV-Impfung. Berlin: RKI, 2023.
- Papi, A., Ison, M. G., Langley, J. M., et al. (2023). Respiratory syncytial virus vaccination in older adults: efficacy and safety of RSVPreF3 OA (Arexvy). New England Journal of Medicine, 388(6), 579–588. https://doi.org/10.1056/NEJMoa2209604
- Munoz, F. M., Swamy, G. K., Jackson, L. A., et al. (2023). Maternal immunization with RSVpreF vaccine in pregnancy. New England Journal of Medicine, 389(2), 123–134. https://doi.org/10.1056/NEJMoa2301972
- Hammitt, L. L., Dagan, R., Yuan, Y., et al. (2022). Nirsevimab for prevention of RSV in healthy late-preterm and term infants. New England Journal of Medicine, 386(9), 837–846. https://doi.org/10.1056/NEJMoa2110275
- European Medicines Agency (EMA). Arexvy, Abrysvo and Beyfortus (Nirsevimab) – Product Information. EMA, 2023–2024.